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Heinz Howaldt [hh1]


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Meine Ahnentafel
Emma Heesch
Alwine Howaldt
Anekdoten
von Arnswaldt
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Das gesamte 98-seitige Dokument von Dr.Heinz Howaldt ist hier in 7 Abschnitte geteilt und enthält eindrucksvolle Beschreibungen über das Wirken und die Lebensweise unserer Vorfahren Bammel, Diederichsen und Howaldt.

 

 


Familienforschung Heinz Howaldt

 

"Das Original (ein Durchschlag des Originals von Heinz Howaldt) befindet sich (im Jahr 2003) im Besitz von Anneliese von Bonin, München" (Brigitte Hartel)
 

MEINE AHNENTAFEL


Dr. Heinz Howaldt
Osterrode am Harz

Dezember 1932

Wenn ich mich jetzt im Dezember 1932 entschlossen habe, den Versuch zu machen, einen Teil meiner im Wesentlichen im Jahre 1919 begonnenen Forschung über meine Familie und meine Ahnentafel im folgenden zusammenzustellen und festzuhalten, so liegen dem verschiedene Punkte zu Grunde.

Einmal lässt die augenblickliche Zeit den wohl früher einmal gefassten Plan, das vorhandene Material drucken zu lassen, für absehbare Zeit völlig undurchführbar erscheinen.

Dann verfüge ich nach meinem im Juni ds. Js. erfolgten Abbau über die Zeit, mich mit diesen Fragen etwas eingehender zu beschäftigen.

Endlich erscheint es mir nicht ganz überflüssig zu sein, wenn ich nunmehr doch das in 17 grossen Mappen aufgesammelte Material weiteren Kreisen der Bekanntschaft und Verwandtschaft, soweit ich Interesse dafür vorausetzen darf, zugänglich mache.
Da ich den Wunsch habe, auch bei nicht zünftigen Familienforschern Interesse für die ganzen Fragen zu erwecken, darf ich vielleicht gleich hier im weiteren Text, soweit es erforderlich ist, Erklärungen und Feststellungen allgemeiner Art treffen, die den Familienforschern selbst bekannt sind.

Meine Ahnentafel bis zur IX. Generation ist bereits im Jahre 1927 in den von der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte e.V. Leipzig herausgegebenen "Deutschen Ahnentafeln"und zwar im Band II, Lieferung 1 abgedruckt.
Zwar sind in der Zwischenzeit an einigen wenigen Stellen Berichtigungen und Ergänzungen hinzu gekommen, im wesentlichen darf aber dieser Druck bei den folgenden Betrachtungen zu Grunde gelegt werden und wird, da er z. Zt. allen Interessenten zugegangen ist, im übrigen im Bedarfsfalle in einigen Exemplaren von mir noch abgegeben werden kann, es ermöglichen, dass sich jeder wird zurechtfinden können, zumal bei den Sonderdrucken Zeichenerklärungen und Übersicht über die Bezifferung der Ahnentafel auf der Rückseite angegeben sind.

Da mein Material stellenweise noch weit über die IX. Generation hinausreicht, wird es in diesem Falle erforderlich sein, dass die betreffende sich auf Grund des abgezeichneten Schemas selbst die Stelle ausrechnen, an die der oder die Betreffende hingehören.
Mein Material ist so geordnet, dass von der V. Generation, der sogenannten Sechzehner-Reihe ausgehend alles das in jeweils 16 einzelne Mappen gesammelt ist, was von hier ausgehend nach oben oder unten in diese einzelnen Zweige hineingehört.

Ich darf annehmen, dass diese Erklärungen ausreichend sein werden, um jedem ein Zurechtfinden zu ermöglichen, bin sonst aber natürlich gern bereit, auf Fragen weitere Auskunft zu geben, wie ich auch falls meine Ausführungen bei den Einzelnen Interesse erwecken sollten, in Zukunft um jede Unterstützung und Mitarbeit bitten darf.

Während der bisherige Druck meiner Ahnentafel auf den ersten Blick vielleicht tatsächlich nicht viel mehr erkennen lässt, als eine Anhäufung von Daten und Namen und darnach die Familienforschung als brotlose Kunst und Marotte angesehen werden konnte, hoffe ich, gerade durch die jetzige Zusammenstellung zeigen zu können, was ja allen Familienforschern selbst längst bekannt ist, dass es tatsächlich kein, aber auch kein Gebiet unseres heutigen Lebens gibt, das nicht von der Familienforschung befruchtet wird oder für die Familienforschung selbst befruchtet werden kann.

Ohne auf die Vollzähligkeit meiner Aufzählung Anspruch zu machen, möchte ich hier nur kurz ein paar Gebiete streifen, die in diesem Sinne ihre Wirkung ausüben.

Ich nehme bewusst davon Abstand, irgend ein familiengeschichtliches Lehrbuch zu Grunde zu legen, wie denn überhaupt meine Ausführungen nur Tatsachen bringen sollen und ja nicht als Manuskript für etwa später zu druckende Familiengeschichte usw. sein soll.
Gerade in der heutigen Zeit der besonders lebhaft aufgeworfenen Vererbungs- und Rassenfragen und der nationalen Fragen sowie der berufständigen Fragen wird manches, was ich bringen kann, interessante Einblicke gerade in den Aufbau der eigenen Familie zeigen. Es wird vielleicht auch zeigen, wie vorsichtig man mit vorschnellem Urteil sein muss, wie wir zwar immer bestrebt sein sollen, zu forschen und, soweit wie möglich in den Nebel der früheren Jahrhunderte einzudringen, wie wir aber doch bald erkennen müssen, dass uns auch hier Grenzen unserer Erkenntnisse gezogen sind.

Von besonderem Interesse sind für mich immer die kulturhistorischen und historischen Fragen gewesen, die unwillkürlich einem bei der Beschäftigung mit der Familienforschung vor Augen treten. Wenn ich, um nur ein Beispiel herauszugreifen, in der Schule gelernt habe, wie Friedrich der Grosse nach den siegreichen schlesischen Kriegen irgendwann einmal feierlich in Breslau eingezogen ist, so ist das zwar ganz nett, interessiert mich aber nicht so besonders. Wenn ich dagegen weiss, dass in dieser Zeit mein Ahn Johann Gottlieb Hohwald (Nr.16) Zunftmeister der Schneider gewesen ist und als solcher sicher bei der damaligen Stellung der Handwerker offiziell an dem Einzug teilgenommen hat, dann gewinnt die Sache für mich doch schon wesentlich mehr an Bedeutung.

Ich verzichte darauf, im Augenblick noch mehr Gebiete zu erwähnen, in denen die Familienforschung richtig betrieben eine Rolle spielt, zumal das, was ich an Unterlagen, Aktenabschriften usw. bringen werde, für sich selbst sprechen wird. Ich darf hierbei nur hinweisen auf die hochinteressanten Kämpfe, die sowohl Andreas Ludewig Diederichsen (Nr.10) und später sein Schwiegersohn August Ferdinand Howaldt (4) mit den erstarrten und sterbenden Zünften gehabt haben.

Jedenfalls wiederhole ich noch einmal nachdrücklichst die Bitte, mir aus etwaigen Beständen auch das Unscheinbarste für das Familienarchiv zuzuführen, es ist alles von Bedeutung. (Vor allem Photographien, Briefe (Graphologie!), Zeitungen usw.).
Wenn man Familienforschung treiben will, muss man völlig vorurteilsfrei an die Forschung herangehen. Alles Menschliche, was einem, der mit offenen Augen durch das Leben geht heute zu Gesicht und Gehör kommt, tritt einem natürlich in der Familienforschung genau so entgegen, deshalb darf ich vielleicht folgende Sätze aufstellen:

1. Es gibt keine Ahnentafel, auf der keine unehelichen Geburten vorkommen.
2. Es gibt keine Ahnentafel, auf der nicht die sozial verschiedensten Schichten erscheinen.
3. Es gibt keine Ahnentafel, auf der keine Verwandten-Heiraten und dementsprechend die so oft gefürchtete Inzucht vorkommen.
4. Es wird kaum eine Ahnentafel geben, auf der nicht auch asoziale Erscheinungen, Verbrechen, krankhafte Neigungen usw. in Erscheinung treten.

Im Einzelnen darf ich hierzu vielleicht folgendes sagen. Die Forschung wird immer mit Zweifeln behaftet bleiben, da der alte Satz: pater semper incertus es! (Der Vater ist immer ungewiss), wie das auch heute vorkommen soll, jedenfalls auch früher seine Gültigkeit gehabt und noch so genaue Kirchenbuchangaben darüber nicht hinwegtäuschen dürfen, dass der blutsmässige Vater oft ein anderer sein wird als er im Kirchenbuch verzeichnet ist. Die Natur lässt sich nun einmal nicht in menschliche Gesetze spannen und so wird auch bei meiner Forschung mancher Zweifel für immer ungeklärt bleiben, ja, es werden vielleicht generationenweise objektiv, wenn auch unbewusst, falsche Ahnen festgestellt sein.

Ich werde selbstverständlich, was ich über die interessanten dänischen adeligen Vorfahren habe, abschreiben, möchte aber keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass in meinen Augen diese adeligen Vorfahren nur Menschen sind, die nicht besser sind als die guten braven Bürger und Bauern, die in meiner Ahnentafel überwiegen. Nichts ist in meinen Augen törichter als wenn früher adelige Familien aufgehört haben zu forschen, wenn sie auf bürgerliche, womöglich gar uneheliche Vorfahren gestossen sind, oder wenn ein Bürgerlicher sich mit einem Freudenschrei unter Vernachlässigung der Weiterforschung seiner bürgerlichen Ahnen nur noch auf die Weiterforschung adeliger Ahnen, auf die beinahe jeder zwangsläufig einmal stösst, werfen würde. So brauche ich wohl auch in diesem Zusammenhang nicht erst betonen, dass das reiche Material, das ich über die adeligen Vorfahren gefunden habe, ohne besonderes Zutun lediglich im Rahmen der normalen Forschung gewonnen ist, was allerdings bei der vorbildlichen Traditionseinstellung des Adels, von der die Bürgerlichen nur lernen können, verhältnismässig leicht war.

Die Aufstellung einer Ahnentafel, die im Gegensatz zu früheren Forschungen, wo man nur von einem Ahnen der Namensfamilie ausgehend in Form eines Stammbaumes die Familien der Frauen vernachlässigte, bringt es mit sich, dass zunächst scheinbar ein Teil meiner mütterlichen Ahnen für einen Teil der weiteren Familie Howaldt kein Interesse hat, wenngleich das dadurch gemildert wird, dass ja durch die zweimalige Verheiratung von Onkel Georg Howaldt mit Stiefschwestern meiner Mutter doch wiederum auch für die hiervon abstammenden Howaldt's von Interesse sein wird.

Ich glaube, dass ich hiermit im wesentlichen alles erfasst habe, was zunächst zu sagen war, und dass ich nunmehr den Dokumenten selbst bzw. ihrer Abschrift das Wort geben darf, wobei immer noch die Möglichkeit allgemeiner Ergänzungen sein wird.
Ich beabsichtige so vorzugehen, dass ich zunächst die Erinnerungen meiner Mutter Alwine Howaldt (Nr.3), meiner Tante Johanne Grave, geb. Bammel und meiner Tante Emma Heesch, geb. Howaldt nebst dieser Erinnerung beigefügter Anekdoten über Andreas Ludewig Diederichsen (Nr.10) und seine Brüder abschreiben werde, obwohl diese Erinnerungen einzelnen Familienmitgliedern bekannt sein werden.

Ich darf hierbei mit Genugtuung feststellen, dass alle drei Erinnerungen auf meine ausdrückliche Bitte von den Betreffenden s.Zt. geschrieben sind und uns ein so plastisches Bild vergangener Zeiten geben, wie wir es uns schöner nicht denken können.
Dann will ich auszugsweise den Vortrag wiedergeben, den über meine Ahnentafel im Jahre 1929 Herr Konstantin Werner v. Arnswaldt, einer der bekanntesten deutschen Familienforscher, dessen hingebender Mitarbeit ich sehr viel Material meiner Ahnentafel verdanke, im Braunschweigischen genealogischen Abend gehalten hat.

Weiter beabsichtige ich, interessante Einzelakten bzw. deren Auszüge zusammen zu stellen. 

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Letzte Änderung: 30.08.03